Musa Sadulajew – Verschlusssache Tschetschenien

Ausstellungsdauer: 08.09.2006 – 15.10.2006


Zwei Kriege, permanenter Terror und alltägliche Gewaltexzesse: Tschetschenien zählt zu den gefährlichsten Regionen der Welt. Auch wenn Putin immer wieder die Normalisierung der Lage betont: in Tschetschenien herrscht nach wie vor Krieg. Jeden Monat verschwinden hunderte Tschetschenen, viele werden brutal gefoltert und kehren nie zurück. Russische Soldaten riegeln immer wieder Siedlungen systematisch ab, durchsuchen und beschießen Häuser, nehmen vor allem junge Männer fest.

Der Fotograf Musa Sadulajew hat die schmerzvolle Geschichte seines Landes in schonungslosen Bildern festgehalten. Er fotografierte das Elend in den überfüllten Flüchtlingslagern und auf der Straße liegende erschossene 18-Jährige in russischen Uniformen. Er visualisiert die Trauer namenloser alter Männer und zeigt Kinder, die mit Granaten spielen, Kinder ohne Arme und Beine. Seine Bilder vom Bombenattentat auf den tschetschenischen Präsidenten Achmat Kadyrow und von der blutigen Geiselnahme von Beslan gingen um die Welt.

Musa Sadulajew versteht sich nicht als Künstler, sondern als Chronist für den der dokumentarische Anspruch im Vordergrund steht. Dennoch sind seine Bilder keine Schnappschüsse, sondern intuitiv komponierte Aufnahmen, die die absurde Grausamkeit eines Krieges zeigen, den Russland gern unter Verschluss hält und zu dem der Westen beharrlich schweigt. Sadulajew fotografiert unter ständiger Lebensgefahr zwischen den Fronten und wird zum Störfaktor für beide Seiten, Russen und Tschetschenen. Derzeit ist er in der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte zu Gast. Er hat über 1300 Bilder mit nach Deutschland gebracht, die im September und Oktober im Kunstraum Potsdam in Ausschnitten zu sehen sein werden.

Ergänzt wird die Ausstellung, die am 8. September von Thomas Roth (ARD) eröffnet wird, durch ein umfangreiches Rahmenprogramm. Neben einer Lesung, die sich mit den ?schwarzen Witwen? auseinandersetzt, werden drei Filmabende zum Tschetschenien-Konflikt veranstaltet. Darüber hinaus gibt es verschiedene Podiumsgespräche, beispielsweise mit Gerd Ruge und der tschetschenischen Menschenrechtlerin Taita Junusova.

Die Ausstellung wird freundlich unterstützt von der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung, der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte, der zero one film GmbH und dem swr.

Weitere Informationen: www.musa-sadulajew.de


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